Jüdisches Leben in Schweich

Integration: Juden in der Gemeinde, in Vereinen und in Gremien

Schweicher Bote, Hinweis: Bei den Namen Kahn, Salm, Israel und Lewy handelt es sich um jüdische Familiennamen, s. auch unten.

Christen und Juden lebten in unserer Region niemals topographisch getrennt voneinander, vielmehr waren sie verstreut über das jeweilige Ortsbild, wohnten als Nachbarn teilweise auf engstem Raum mit- und nebeneinander. So war es selbstverständlich, dass Christen - in unserer Region fast ausschließlich katholische Christen - auch jüdische Freunde hatten, mit denen sie zusammen die Schulbank drückten, die sie zu Hause besuchten, mit denen sie spielten, später gemeinsam kegelten oder Feste feierten.

Schweicher Bote, 09.10.1907


In der freiwilligen Feuerwehr, in Sport-, Gesangs- und anderen Vereinen kam man ebenfalls - und zwar in allen Orten - zusammen, auch verstärkt nach 1918 im national geprägten Kriegerverein (nachgewiesen für Siegfried Jakob in Issel). Nandor Fruchter war sogar Mitbegründer des Schweicher Motorradclubs und Otto Salm Vorstandsmitglied des dortigen Turn- und Sportvereins. Dazu muss er dann wohlgemerkt auch von Nichtjuden gewählt worden sein. Gleiches gilt für politische Gremien, in denen sie auch eine Rolle spielten (etwa im Schweicher Gemeinderat Nathan Raphael Kahn von 1910-16 und Nathan Kahn von 1924-33).


Schweicher Bote, 08.05.1924

Selbstverständlich kaufte man ferner beim Juden; viele taten das sogar noch nach dem Boykottaufruf der Nationalsozialisten vom 1. April 1933. Die teils guten persönlichen Beziehungen hielten in Schweich - laut nichtjüdischen Zeitzeugenberichten - auch danach noch an und äußerten sich demnach in heimlicher Versorgung und Schutz von Juden und deren Wertgegenstände (auch einer Menora und Torarolle?) beim Novemberpogrom. Es gab sogar vereinzelt Besuche bei Juden nach ihrem Wegzug, etwa in Köln. Die sich solidarisch zeigten, konnten freilich wiederum selbst zu Opfern nationalsozialistischer Agitation werden. Ein Rückzug in die Anonymität war für sie ebenso wie für die Juden im Gegensatz zu größeren Städten nämlich nicht möglich.


Schweicher Bote, 22.01.1931

Schweicher Bote, 23.02.1932