Jüdisches Leben in Schweich

Jüdisches Leben in Mehring

Einen ersten Hinweis auf Juden in Mehring gibt uns eine Steuerliste des Amtes Pfalzel aus dem Jahre 1663; dort heißt es: „Baroch der Judt cum uxore et capra solvit dno cellerario in palatio“ (Der Jude Baroch mit seiner Frau und einer Ziege zahlt [seine Abgaben] dem Herrn Kellner in Pfalzel).

1723, 1730, 1742 werden weitereEinzelpersonen mit dem Nach­namen Mehring erwähnt, 1787 dann die ortsansässige Familie Hertz. Nach dem napoleonischen Dekret vom 20.07.1808 wurden auf der Mairie Mehring 13 Personen aus Mehring und vier aus Schleich (Familie Marx) mit ihren neuen amtlichen Vor- und Nachnamen registriert.

Ihren Lebensunterhalt verdienten die Juden sich als Eigentümer, Handelsmann und Ackerer (Mayer Schweich), Handelsleute (Dany, Ermann, Isay, Lieser, Marx, Schweich), Viehhändler (Dany, Ermann, Lieser, Schweich), Pferdehändler (Ermann), Kaufleute (Ermann, Isay, Lieser), Bäcker (Lieser, Marx), Metzger (Dany, Ermann, Lieser), Buchdrucker (Marx), Rotgerber und Lederhändler (Lieser), Schneider und Krämer (Marx), Geschäftsleute: Back- und Kolonialwaren (Lieser), Buchdruckerei und Schreibwaren (Marx), Schuhgeschäft (Lieser).

Das wegen des Handels und der religiösen Vorurteile der Christen nicht immer konfliktfreie Miteinander zwischen Juden und Nichtjuden änderte sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. In der Pogromnacht kam es zu Übergriffen gegen jüdische Mitbürger, ihre Wohnungen wurden demoliert und die Synagoge wurde geschändet. Etwa die Hälfte der in Mehring geborenen Juden konnte emigrieren: nach Argentinien, Süd­afrika und in die USA; die anderen wurden Opfer des Holocaust.

Die jüdische Gemeinde besaß eine Synagoge (Kirchstr. 16), die vor 1883 erbaut wurde. Im Obergeschoss befand sich der Schulraum für den Religionsunterricht, sonst besuchten die jüdischen schulpflichtigen Kinder die katholische Elementarschule im Ort. Zur Kultusgemeinde Mehring gehörten auch die Juden in Fell und Longuich. Die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof wurden in der NS-Zeit verkauft und zum Teil vermauert, sodass nur noch einige Sockel erhalten sind. Im Zuge der Erschließung des Neubaugebiets Zellerberg wurde der jüdische Friedhof renoviert und eine Gedenktafel angebracht (2017).

Das Kaufhaus bzw. Kolonialwarengeschäft Lieser-Cahen/Kahn wurde von Samuel Lieser (1842-1933), verheiratet mit Charlotte Cahen/Kahn (1845-1909), gegründet, der es seinem Sohn Emil Lieser (1884-1922), verheiratet mit Ottilie Richard (*1895 Trittenheim), übergab. Ottilie Richard heiratete nach dem Tode ihres Mannes den 1887 in Berlin geborenen Moritz Klepper. 1937/38 verkauften sie ihren gesamten Besitz in Mehring (Haus, Äcker, Wiesen) und emigrierten in die USA. Moritz Klepper starb 1958 in Chicago; dort starb 1970 auch seine Frau Ottilie. Von den in Mehring geborenen Personen der weit verzweigten Familie Lieser wurden Opfer des Holocaust: Lieser, Emil, *01.09.1879 Mehring, 1942 nach Izbica/Polen deportiert. Lieser, Ludwig (genannt Leo) * 05.07.1876 Mehring, sowie seine Frau Berta geb. Lewy, * 28.07.1881 Aach, 1941 nach Majdanek depor­tiert. Lieser, Moritz, * 31.03.1882 Mehring, 1943 nach Majdanek deportiert. Bermann, Rosalie/Rosa geb. Lieser, * 04.01.1875 Mehring,  05.09.1942 Theresienstadt. Oster, Melanie geb. Lieser, * 16.03.1880 Mehring, 1942 Koblenz, von dort am 22.03.1942 nach Izbica/Polen deportiert.

Jüdischer Friedhof in Mehring (2017)

Kaufhaus S. Lieser-Cahen Inh. Moritz Klepper Aufnahme aus den 1930er Jahren